Der Vohwinkel Fuchs
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Betriebswerk Vohwinkel

Die Drehscheibe des Bahnbetriebswerkes Vohwinkel im Jahr 1967 (Foto Dr. Vorsteher)

Die Drehscheibe des Bahnbetriebswerkes Vohwinkel im Jahr 1967.

Über der Dampflokomotive ist die sogenannte Fahrdrahtspinne zu erkennen, die für die Elektro-Lokomotiven installiert wurde.

 



Das Bahnbetriebswerk in Vohwinkel

Das Bahnbetriebswerk (BW) kannte man in Vohwinkel nur als "Lokschuppen". Hier wurden nur kleinere Reparaturen, Untersuchungen und für die Sicherheit erforderliche Wartungen durchgeführt. Rund um die Uhr qualmte und zischte es immer. Im "Schuppen" war immer etwas los. Wer träumte als Junge nicht von dampfenden Lokomotiven? Wir waren als Kinder glücklich, wenn wir mit der Eisenbahn spielen durften, und was wollten wir später einmal werden? Natürlich Lokführer !

Die Vorgeschichte des Bahnbetriebswerkes von Vohwinkel habe ich teilweise im Prolog beschrieben. Bei der 1908 errichteten Lokhalle wurde auch ein zentrales Rauchabführungsgebläse installiert. Der hohe Schornstein brachte für die Anwohner der Nathrather Straße und des übrigen Viertels eine wesentliche Luftverbesserung. Dieses Viertel nannte man früher im Volksmund "Qualmhausen". In unmittelbarer Nähe des Betriebswerkes wurde vorab eine einfache Bekohlungsanlage erstellt. Neben den Reisezugloks kamen dann immer mehr - bedingt durch die Bedeutung des Rangierbahnhofes - Güter- und Rangierloks hinzu. Zwangsläufig erfolgte dann die Erweiterung der Hallengleise im BW sowie die Erstellung einer modernen Großbekohlungsanlage. Der große und weithin sichtbare Wasserturm von
600 m3 Fassungsvermögen war das Wahrzeichen des Vohwinkeler Betriebswerkes.


Skizze des Bahnbetriebswerkes Vohwinkel

Skizze des Bahnbetriebswerkes Vohwinkel.

Eine 94er nach getaner Arbeit

Eine 94er nach getaner Arbeit.



Im Laufe der Zeit wurde die Ausbesserungswerkstätte mit Schlosserei, Dreherei und Schmiede auf den neuesten Stand gebracht und ein zusätzliches Werkzeug- und Wertstofflager angegliedert. Der großzügige Aufenthaltsraum für's Lokpersonal konnte sich sehen lassen. Lokleitung, Büro (Verwaltung) und Sozialräume sind unverändert geblieben. Auch die Acetylenanlage hinter der Lokhalle entsprach den neuesten Sicherheitsvorschriften. Eine Lehrlingswerkstatt wurde hinter dem Wasserturm separat gebaut. Nach widersprüchlichen Aussagen sollen die ersten 18 Lokomotivstände Anfang der sechziger Jahre abgerissen worden sein. Warum, konnte nie geklärt werden. [Siehe hierzu nachträgliche Anmerkung von Gregor Wundes am 09.08.2009 auf dieser Seite unten.]

1941 hatte das Betriebswerk Vohwinkel 520 Mitarbeiter. Es war Krieg und es war das größte Eisenbahnbetriebswerk innerhalb des großen Bezirkes der Reichsbahndirektion Wuppertal. Das BW Vohwinkel beheimatete noch im Dezember 1966 - laut Eisenbahnjournal IV/87 - fünf Dampflokbaureihen mit folgenden Stückzahlen:

Baureihe 94 = 10 Stück
Baureihe 50 = 15 Stück
Baureihe 78 =   7 Stück
Baureihe 86 =   2 Stück
Baureihe 44 = 18 Stück

Die Anzahl der oben aufgeführten Baureihen und in Vohwinkel stationierten Lokomotiven schwankten laufend von Jahr zu Jahr. So z.B. verließen bis Ende 1972 alle 50er-Lokomotiven (15 Stück) das Bahnbetriebswerk Vohwinkel. Sie war unsere Königin der Ablaufberge und durfte oder mußte in Duisburg-Wedau ihr Gnadenbrot verdienen. Von da an war es immer ein Raus und Rein der Loks. Auch neue Baureihen "schauten mal eben herein".

Nachdem wir genug in Erinnerungen aus der alten Zeit geschwelgt haben, fragen wir uns: was wurde dann im BW Vohwinkel überhaupt geschafft? Als erstes wurden die Antriebs- und Kuppelachsen gewartet. Dazu gehört auch der Abtrieb der Lauf- und Antriebsräder. Hier gab es immer etwas zu säubern, zu ölen bzw. zu fetten oder auch notfalls auszuwechseln. Eine richtige Sonntagsruhe gab es für unsere alte Dampflokomotive nicht.


Drehscheibe mit einem Durchmesser von 23 m

Drehscheibe mit einem Durchmesser von 23 m.

Im Hintergrund Erweiterungshallen, Lokleitung und Büro.

Ein dauerndes Hin und Her der guten 94er

Ein dauerndes Hin und Her der guten 94er.



Gegebenenfalls wurde auch eine "Lösche" durchgeführt, d.h. bei den feuerlosen Lokomotiven wurden die Rauchröhren - von der Rauchkammer bis zum Feuerraum - mittels Preßluft von Ruß- und Schlackenstaub befreit. Keine besondere Freude war es für die Anwohner des Nathrather Viertels, wenn es schwarzen Staub regnete. Der Feuerraum mußte ebenfalls auf das genaueste untersucht werden. Schwer beschädigte Schamottsteine wurden ersetzt. Routinemäßige Untersuchungen des Sicherheitsventiles, des Überhitzkastens mit den dazugehörigen Rohrflanschen sowie auch die Sandkastendichtungen mit den Rohren waren Pflichtuntersuchungen.

Priorität hatten immer die Bremsen (Kunze Knorr) mit ihren Bremsklötzen und die allgemeinen Lichter der Lok. Bis zum nächsten Einsatz der Lok wurde noch der "Durst gelöscht" (Wasser fassen). Auch ein kräftiges "Essen" musste sein (Kohlevorräte ergänzen). Ob zum Schluß noch eine glänzende Politur erforderlich war, entschied der Werkmeister bei der Endabnahme. Nach dieser Arbeit durfte sich die Lok endlich zur Ruhe begeben (Wartezeit).


Lokwäsche

Lokwäsche. Im Hintergrund Schornstein und Wasserturm.



Ein paar Stunden vor dem Einsatz wird die Lok erst einmal kräftig vorgeheizt. Reisigbündel, Holz und flüssiger Brennstoff sind dazu nötig. Wann und wo der Einsatz erfolgen soll, bestimmt die Lokleitung. Damit ein reibungsloser Ablauf bis zum Einsatz erfolgen konnte, inspizierte der Lokführer nochmals gründlich sein Gefährt. Der Heizer sorgte in der Zwischenzeit für Dampf. Im Lokschuppen beherrschte jetzt im wahrsten Sinne des Wortes viel Dampf die Szenerie. Wenn das Signal auf "Freie Fahrt" gestellt wurde, ging die Lok ab zu den entsprechenden Einsatzorten.


Der Bekohlungskran des BW Wuppertal-Vohwinkel 1942 (Foto: Eckler Sammlung Säuberlich)

Der Bekohlungskran des BW Wuppertal-Vohwinkel 1942.



Nicht zu übersehen war die Großbekohlungsanlage des Bahnbetriebswerkes in Vohwinkel. Mit dem Zug von Elberfeld kommend, war auf der rechten Fahrseite ein großes Portal zu sehen. Dieses Riesenungetüm war ein fahrbarer Drehkran für die Hochbekohlungsanlage mit zwei trichterförmigen Bunkertaschen. Diese zwei Bunkertaschen dienten zur Aufnahme und Abfüllung des Lokomotivtenders mit der fettigen Lokkohle. Die Versorgung mit dieser Fettkohle für die Loks soll 100 - 150 t / Tag betragen haben. Parallel zum Drehkran verliefen Gleise, auf denen die ankommenden Güterwagen mit Kohle abgestellt wurden. Daneben befand sich ein 200 m langer Bansen. Hier wurde die Lokkohle vorerst gelagert, so daß immer genug Vorrat vorhanden war. Es war möglich - durch die zwei Bunkertaschen - in Stoßzeiten auch zwei Lokomotiven gleichzeitig zu bekohlen. Dieser fahrbare Portalkran wurde 1935 aufgestellt. Er war bis zu den sechziger Jahren immer noch aktiv. Trotz Elektrifizierung (1964) arbeitete er für die übriggebleibenen Übergangslokomotiven nach wie vor noch sehr zuverlässig. Zum Weinen war es, als er 1974 abgerissen und verschrottet werden mußte.


Der Bekohlungskran des BW Wuppertal-Vohwinkel 1968 (Foto Säuberlich)

Der Bekohlungskran des BW Wuppertal-Vohwinkel 1968.



Für die notwendige Entschlackung des Lokomotivfeuers war große körperliche Kraft nötig. Zwei Gruben waren in unmittelbarer Nähe der Großbekohlungsanlage dazu angelegt worden. Eine Erleichterung für die Lokomotivarbeiter brachte schon die nach dem Ersten Weltkrieg erbaute mechanische Besandungsanlage.

Neben den Ausschlackgruben befanden sich sieben Abstellgleise. Hier wurden die Reisezüge - in der Hauptsache für die Rheinische Strecke und die "Korkenzieherbahn" nach Solingen - zusammengestellt.


Großbekohlungsanlage

Großbekohlungsanlage.



In der kalten Jahreszeit wurden die Zuggruben vorgeheizt. Dazu diente das am Ende der Großbekohlungsanlage befindliche Kesselhaus. Ein kleines Ersatzteillager sorgte für Nachschub von Schlauchkupplungen oder Installationsmaterial für die Zugheizungen. Damit auch die zeit- und kraftraubende Handarbeit für das Waschen der Wagen erleichtert wurde, ist später eine automatische Waschanlage installiert und in Betrieb genommen worden.

Vor Jahren verkehrte ein Schnellzug von Vohwinkel nach Norddeich-Mole. Dieser Zug wurde in Vohwinkel zusammengestellt. Vohwinkeler Zugpersonal begleitete den Zug hin und zurück. Bei schönem Wetter nutzten die Eisenbahner die Ruhepausen zum Sonnenbaden oder Schwimmen.




Text Rolf Hildener aus: VOHWINKEL Die Eisenbahnstadt
Bürger - INFO 1999
Herausgeber Bürgerverein Vohwinkel e.V.

Der Veröffentlichung der Fotos und des Textes auf dieser Webseite
hat der Bürgerverein Vohwinkel e.V. freundlicherweise zugestimmt.


 

Nachträgliche Anmerkung von Gregor Wundes am 09.08.2009:

Diese Lokomotivstände wurden 1963 abgerissen weil die Gleise für die Elektrifizierung, die 1964 im Betrieb aufgenommen wurde, gebraucht wurden.

Die Durchfahrtshöhe der Schuppentore war zu niedrig, als das man den Fahrdraht hätte hindurchführen können. Es handelte sich hierbei um den sogenannten "Alten Schuppen", der "Neue Schuppen" blieb ja stehen.

Kurioserweise wurde der Schuppen noch kurz vor seinem Abriss gründlich renoviert.

 

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